Im Vorfeld hatten wir im Hause Reudnitz schon mal vorgefühlt, was bzw. wer uns dort erwartet, auch im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen.
Froh waren wir, dass man sich wieder frei (ohne Maskerade und andere mittlerweile gewohnte Repressalien) bewegen und fühlen durfte.
So war die Vorfreude auf das Treffen umso größer. Herrn Rudolph, der sich für den Holocaust-Vortrag zur Verfügung gestellt hatte,
konnten wir gleich kennenlernen und die Kompatibilität unserer Technik ausprobieren.
Freitag, 1. April:
Über Nacht hatte es geschneit - das war kein Aprilscherz. Die Temperaturen waren frostig und wir hofften, dass alle ohne wetterbedingte Schwierigkeiten anreisen können.
Die ersten Ankömmlinge erwarteten wir mit dem Zug gegen 17 Uhr. Also hieß es für uns, zeitig genug dort einzutrudeln und die eigenen Habseligkeiten einzusortieren,
um rechtzeitig an den jeweiligen Bahnhöfen zu sein. Florian hatte Greiz übernommen und ich den Werdauer Bahnhof, die beide jeweils zweimal angefahren werden mussten.
Zur festgesetzten Abendbrotzeit waren dann auch alle aus Nah und Fern vollständig und wohlbehalten eingetroffen, so dass wir mit dem Mahl beginnen konnten.
Viele hatten sich jahrelang nicht gesehen, das Austauschbedürfnis war groß. Das Abendessen schmeckte und anschließend nahmen wir unseren Gruppenraum in Beschlag.
Ungewohnterweise hatten wir den größeren Raum bekommen, der den Vorteil hatte - außer der Größe - mit Beamertechnik und Klavier ausgestattet zu sein.
Der Vorstand begrüßte uns, es wurden Grüße der Nichtanwesenden übermittelt; und nach dem offiziellen Infoteil konnte man Baden, Quatschen, Klavier spielen ...
Samstag, 2. April:
Das Wetter zeigte sich zwar kalt, aber freundlicher, und es hatte nicht noch einmal geschneit. Nach dem Frühstück gegen 10 Uhr stand die Mitgliederversammlung auf dem Programm.
Das Protokoll, welches alle ECHO-Mitglieder bekommen, wird den Inhalt für alle noch einmal wiedergeben. Nach Mittag, Mittagsruhe und Kaffeetrinken war eine Führung in der
Fraureuther Kirche geplant. Die dortige Silbermannorgel sorgte für Neugier, Florian wollte davon Kunde tun und auch ein paar Stücke / Choräle zum Besten geben.
Als Transportmittel hatten wir den Kleinbus des Hauses bekommen. Mit Florian als Fahrer waren somit schon mal 8 Leute versorgt und der Rest quetschte sich in die vorhandenen PKW.
In der Kirche erwartete uns schon Herr Seling, der Küster, natürlich sehr gut vorbereitet. Er führte uns durch die Geschichte des Ortes, der Kirche und der Orgel.
Mit unserer Technik ausgerüstet, konnte man ihn mittels Mikrofon und Telefonspule auch gut verstehen.
Danach konnte man die Kirche noch ausgiebig besichtigen und Fragen stellen. Für Florian war jedenfalls noch genügend Stoff übrig, den er uns anschließend oben auf der
kalten Orgelempore brühwarm servierte. Wir durften hinter die Kulissen der Orgel schauen, in die Pfeifen- und die Bälgekammer.
Anschließend spielte Florian die d-Moll-Toccata von J. S. Bach (zugeschrieben). Ingrid als passionierte, langjährige Orgelspielerin ließ es sich danach nicht nehmen,
einen Choral "Ich singe dir mit Herz und Mund" zu intonieren, welcher fleißig mitgesungen wurde.
Nachher spielte noch Florian seine schnellere Version davon, welche er vorbereitet hatte. Jakob, Florians Patenkind, traute sich zwar erst nicht,
spielte uns dann aber doch ein kleines Stück aus seinem Klavierunterricht auf der Orgel vor.
Mir haben die reichlichen 2 Stunden dort sehr gut gefallen, diesen Eindruck hatte ich auch von den anderen ECHOs. Angefüllt mit neuem Wissen und Musik fuhren wir nach Reudnitz zurück,
wärmten uns dort wieder auf und mussten nur noch eine kleine Zeit bis zum Abendessen ausharren.
Der Abend war dann mit einem Vortrag durch Herrn Rudolph gefüllt. Der erzählte uns über seine Reisen und Tätigkeiten in Israel und seine Begegnungen mit Überlebenden des Holocaust.
Videos und Bilder rundeten den Vortrag ab. Die Technik hatte ihre Tücken, nicht jeder hatte akustischen Zugang, am Ende war aber alles gut gegangen.
Der Übergang zum zwanglosen Teil war dann fließend, da Herr Rudolph noch bei uns blieb und sich Gesprächsstoff in kleineren Gruppen fand. Es konnte wieder geredet, gebadet,
Klavier gespielt und auch so manches "Wässerchen" getrunken werden.
Sonntag, 3. April:
Schade immer, wenn der dritte und letzte Tag anbricht. Da ist alles schon auf Abschied programmiert und man kann die Inhalte der verbleibenden Stunden gar nicht mehr richtig aufnehmen oder genießen.
Zur Gottesdienstzeit gab es eine Gemeinschaftsstunde mit einer Gemeinschaftspastorin der LKG Sachsen. Das Thema war "Umzug", wobei der alltägliche,
uns im Leben immer wieder begegnende Umzug in andere Häuser und Wohnungen als Metapher herhalten musste für den letzten Umzug, den nicht mehr selbstbestimmten in ein Heim o.ä. sowie den allerletzten Heimgang.
Nun heißt es ja: "Man kann über alles reden, aber nicht über 20 Minuten", was aber scheinbar nicht überall bekannt ist. Zwischendurch gab es immer wieder viele, mit Inbrunst gesungene Lieder,
begleitet mit Gitarre und Klavier von den Menschen des Hauses. Den Text der Lieder konnte man zum Glück per Beamer mitlesen, denn den Wenigsten von uns dürfte dieses Liedgut geläufig gewesen sein.
So eine Gemeinschaftsstunde ist ja kein Gottesdienst und auch nicht jedermanns Geschmack, war aber mal eine andere Erfahrung, die den Tag durchaus zu bereichern imstande war.
Nach dem Ende dieser langen Sitzung stellten wir die Stühle um und setzten uns im Kreise zusammen, um das Wochenende noch einmal Revue passieren zu lassen, jeder für sich und für die anderen.
So war schlussendlich Einhelligkeit, dass es wieder mal zu schön und zu kurz war. Unsere neuen ECHOs, Ehepaar Mehlstäubl, hatten sich auch schon richtig hinein integriert in unsere "Großfamilie"
(und hoffentlich wohlgefühlt).
Für das nächste ECHO-Treffen in Schönburg soll der Rahmen etwas erweitert werden, sodass wir zwei volle Tage zur Verfügung haben und den 1. Advent gemeinsam feiern können.
Nun kam das Mittagessen und das gewohnte Aufbruchsdurcheinander. Jeder wollte sich von jedem verabschieden, was bei den unterschiedlichen Fahrtzeiten leider nicht gelang.
Trotzdem ein gelungenes Wochenende, ich freue mich auf ein Wiedersehen, bleibt gesund und behütet, bis dahin,
Eure Ulrike